Bericht von den eBay-PowerSellertagen auf Mallorca

Hier ein Bericht vom letzten Wochenende. Er ist eine gute Zusammenfassung dessen, was auch auf der PowerSeller-Infotour thematisiert wurde, daher veröffentliche ich ihn ungekürzt. Der Verfasser ist mir bekannt, möchte aber verständlicherweise anonym bleiben: Wer im Gegensatz zu mir von eBay abhängig ist, muss mit Kritik und Äußerungen zu eBay sehr vorsichtig sein.

Vom 12. bis zum 14. September fanden die diesjährigen Powersellertage von eBay auf Mallorca statt. Beherrschendes Thema waren hier natürlich die tiefgreifenden Änderungen, die eBay am System der Angebotsformate und der Gebührenstruktur vorgenommen hat.

Das zentrale Anliegen der Powerseller, das an den Round Tables vorgetragen wurde, bezog sich weniger auf die neue Gebührenstruktur, sondern - zur Überraschung des eBay-Managements - ganz überwiegend auf die "Suche". Hiermit war vor allem die Sortierung gemeint, in der die Angebote ab dem 25. September voraussichtlich angezeigt werden. Hierzu wurde folgendes deutlich:

1. Das Angebotsformat "Auktion" bleibt zwar mit allen seinen Details (Gebühren usw.) unverändert; die Auktionen werden jedoch wieder in der Standardsuche (= Beliebteste Artikel) ausschließlich nach der Restdauer angezeigt. Bekanntlich unterlag die Sortierung der Auktionen vorübergehend einer Summe von Kriterien wie den Keywords in der Titelzeile, Anzahl der Klicks und Käufe, Rating des Verkäufers usw..

2. Das neue Festpreisformat setzt voraus, daß eines der angebotenen Shoppakete gebucht wird, die in der (für große Powerseller) günstigsten Gebührenstruktur eine Flatrate von EUR 299.- monatlich vorsehen. Also kostenloses Einstellen einer unbeschränkten Zahl von Festpreisangeboten zum Fixpreis von EUR 299.-/Monat. Dafür steigen aber die Verkaufsprovisionen auf bis zu 11%. Diese Festpreisangebote müssen jeweils mindestens zwei Stück des Artikels zum Verkauf stellen und es dürfen nicht mehr als drei Angebote parallel laufen.

eBay intendiert damit auf der einen Seite, daß daß die bisherige Zahl der angebotenen Waren mindestens verdoppelt wird (und das schon am 25. September, da ja an diesem Tag alle Shopartikel in die normale Suche integriert werden); auf der anderen Seite soll das "Kauferlebnis" des potentiellen Käufers nicht durch zu viele gleiche Angebote getrübt werden.

Eine wichtige Frage für die anwesenden Powerseller war nun, wie in der zukünftigen Sortierung die Auktionen und das neue Festrpreisformat gemischt werden. Hierzu gab es folgende Erkenntnisse:

Im Hintergrund wird der prozentuale Anteil von Auktionen und Fetspreisangeboten bei einem Suchwort bzw. einer Kategorie erfaßt. Gibt es beispielsweise bei dem Suchwort "Herrenschuhe" ein Verhältnis von 60% Auktionen zu 40% Festpreisangeboten, so wird auf jeder angezeigten Seite dieses Verhältnis wiederholt, also bei 50 angezeigten Angeboten 30 Auktionen und 20 Festpreisangebote. Innerhalb einer Seite soll die "Mikrosortierung" dieses System fortführen, also zunächst drei Auktonen, dann zwei Festpreisangebote, dann wieder drei Auktionen usw.

Allerdings wird die Gewichtung und Sortierung dadurch etwas modifiziert, dass berücksichtigt wird, ob eher aus Auktionen oder aus Festpreisangeboten gekauft wird.

Die interessanteste Frage für die Powerseller war nun die, welche Angebote unter den Festpreisangeboten favorisiert werden. Hier gibt es wieder ein ganzes Bündel von Kriterien für den Algorithmus, z.B. wieder die Keywords im Titel, Verkäuferrating usw.. Das wichtigste Kriterium scheint aber die Abverkaufsrate innerhalb eines Angebotes zu sein. Sind beispielsweise von den 50 Stück eines angebotenen Artikels 10 verkauft, so rückt das Angebot recht weit nach vorne. Interessant ist dabei, dass Angebote wieder "aufgefüllt" werden können. Sind die 50 Stück verkauft, können z.B. weitere 50 Stück in dasselbe Angebot eingestellt werden, so dass dieses seine "Wertigkeit" erhalten und weiter steigern kann.

Ein Powerseller, der denselben Artikel langfristig zur Verfügung hat (wenn er etwa Hersteller seiner Produkte ist) kann auf diese Weise sein Angebot dauerhaft ganz oben platzieren. Es wurde auch von Seiten des eBay-Managements betont, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit sinnvoller sein wird, z.B. 90 Stück eines Artikels in einem Festpreisangebot unterzubringen als je 30 Stück in drei Angeboten.

Natürlich wurde die Frage gestellt, wie es überhaupt zu den ersten Käufen kommen könne, wenn etwa ein neues Festpreisangebot zunächst weit hinten in der Suche landet. Hier wurde dann auf die neuen Zusatzoptionen Top-Angebot in Kategorie und Suche und Premiumangebot in Kategorie und Suche verwiesen, wobei das Top-Angebot für 30 Tage EUR 44,95 und das Premiumangebot sogar EUR 59,95 kosten soll. Mit dem Topangebot rückt das Festpreisangebot allerdings nur an die Spitze der jeweiligen Seite, auf der es ohne die Option angezeigt würde. Man kann also unter Umständen hiermit auf der ersten Stelle der Seite 30 auftauchen. Das Premiumangebot rückt den Artikel allerdings auf die erste Seite der Suche.

Eine weitere Frage war, ob ein Angebot, das in der Suche ganz prominent angezeigt wird, sein Rating dadurch verliert, dass es etwa durch Lieferverzögerungen vorübergehend offline gehen muß. Hier ist geplant, daß dieses Angebot eine gewisse Zeit lang (im Maßstab von wenigen Wochen) reaktiviert werden kann und dabei sein Rating konserviert.

Stellungnahme:

Zwar konnten sich die Powerseller durch die aktuellen Informationen ein sehr viel genaueres Bild von den geplanten Änderungen machen, als es auf der Grundlage der bisherigen Publikationen von eBay möglich war. Dennoch trägt für viele von ihnen der 25. September den Charakter eines D-Days, eines Tages, an dem etwas Fundamentales losbricht, ohne dass man heute wissen kann, was am Ende dieses Tages oder der folgenden Wochen steht. Wer hier nicht weitgehend von eBay unabhängig ist, befindet sich in größten Existenzängsten. Diese werden durch die Erwartung verstärkt, dass eBay große etablierte Händler akquirieren wird, die bisher nicht oder nur wenig bei eBay präsent sind. Es wird hier befürchtet, dass z.B. Branchengrößen wie Conrad Electronic "ganze Kataloge einlesen" könnten.

Auch wird zum Teil erwartet, daß sich die eBay-Kosten für den einzelnen Powerseller eher erhöhen werden. Wer z.B. bisher überwiegend das Auktionsformat bevorzugte, etwa mit einem Startpreis deutlich höher als EUR 1.-, wird dies auch weiterführen. Es bleibt also der bisherige Kostenapparat. Auf der anderen Seite wird aber jeder auch das neue Format einsetzen wollen, so daß bei Verkäufen hierüber nun bis zu 11% an Verkaufsprovisionen anfallen. Dazu kommen dann die eventuell notwendigen Kosten für das Premiumangebot.

Ein weiteres, stark debattiertes Thema waren die DSR (detaillierten Verkäuferbewertungen), und zwar fast ausschließlich die Bewertung der Versandkosten.

Hier wurde zunächst einmal angemerkt, daß dieses auf 5 Sterne angelegt Bewertungssystem nur eine einzige gute Note kennt (5 Sterne), denn ab nächsten Jahr soll schon bei einem Durchschnitt unter 4,2 der Powerseller-Status entzogen werden. Ein Käufer also, der im Glauben, die Note "gut" zu erteilen, 4 Sterne gibt, spricht damit tatsächlich ein "mangelhaft" aus. Es wurde angemerkt, dass fast durchgängig die Bewertung für die Versandkosten die schlechteste unter den Detailbewertungen ist. Dies wurde damit erklärt, daß die Kunden meist keine Kenntnis von Versandkosten für Waren haben, insbesondere wenn es sich um Stück- oder Sperrgut handelt. Viele Versender von Stückgut wie Waschmaschinen, Kickertischen, Fahrrädern, Spieltürme usw. berichteten, dass sie besonders benachteiligt seien. Obwohl z.B. hier meistens keine kostendeckenden Versandkosten erhoben werden, ist es nahezu unmöglich, in den Bereich des Powerseller-Rabatts zu kommen (4,6 Sterne). Vor allem diejenigen Powerseller, die ins Ausland versenden, haben wegen der enormen Versandkosten für Stückgut häufig auch mit der 4,0-Grenze zu kämpfen. Bei einem Rating von 3,9 in diesem Bereich wird aber die Visability der Angebote stark eingeschränkt, d.h. sie werden praktisch nicht mehr gefunden. Und ab nächstem Jahr wird man bei einem Rating unter 4,2 ganz aus dem Powerseller-Programm und damit auch von den neuen Festpreisformaten ausgeschlossen (es werden im übrigen schon Feten, Zusammenschlüsse usw. von eBay-Händlern, die dann eventuell "Ex-eBayhändler" sind, für das nächste Frühjahr geplant).

Besonders pikant ist hier, dass die meisten Versender von Stückgut mit ihren Versandkosten deutlich unter den vom eBay-Versandkostenrechner empfohlenen Kosten liegen. So berichtete ein Fahrradhändler, dass der eBay-Versandkostenrechner für ein übliches Paket nach Frankreich EUR 92,75 als fair empfindet. Tatsächlich berechnet der Händler den Kunden aber nur EUR 49,95. Trotzdem kann er sich nie für die Powersellerrabatte qualifizieren, weil die Kunden aus Unkenntnis auch diese EUR 49,95 noch als zu hoch empfinden.

Es wurde von Seiten einiger Powerseller der Vorschlag unterbreitet, die Bewertung der Versandkosten grundsätzlich abzuschaffen. Denn mit dem Kauf hat sich der Käufer ja mit den ihm bekannten Versandkosten einverstanden erklärt, so daß es ihm nicht zustehe, dieses Einverständnis nachträglich durch eine negative Bewertung zu widerrufen. Weiter wurde vorgeschlagen, daß eBay während des Bewertungsvorgangs den Käufer durch ein Pop-Up darauf aufmerksam machen könne, dass es sich um Stückgut handelt, bei dem die Versandkosten nun einmal sehr hoch sind.


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Köln, 15.09.2008
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Axel Gronen August 2006

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© 2008 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 15.09.2008.
Etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesem Text sind gewollt und wurden hier mit Absicht versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten oder auf eBay versteigern. Best viewed with open eyes and a human brain ver. 1.0 or above.

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