Kostenloser Versand: eBay-Zwang sorgt für Ärger

Seit letzter Woche zwingt eBay die Verkäufer in einer Reihe von Medien-Kategorien dazu, die Ware für den Käufer kostenfrei zu versenden. Viele Verkäufer merken das erst jetzt und sind darüber sehr verärgert.

Um weiteren Fragen zu dem Thema vorzubeugen: Ja, darüber hatte ich schon vor Monaten berichtet. Nein, ich bin kein Befürworter dieses Zwangs, ich halte das für einen sehr großen Fehler eBays.

Der Zwang zum kostenlosen Versand ist für alle Betroffenen nachteilig, es gibt in meinen Augen zumindest bei privaten Verkäufen keine vernünftigen Argumente, die für diesen Zwang sprechen.

Nachteile für private Verkäufer

Private Verkäufer können es nun nicht mehr riskieren, ihren Artikel kostenfrei als Auktion ab einem Euro anzubieten: Dann zahlen die drauf, wenn der Artikel tatsächlich für einen Euro weggeht.

Also müssen Verkäufer die Versandkosten einkalkulieren und einen höheren Start- oder Artikelpreis verlangen. Das allerdings bedeutet natürlich, dass eBay eine höhere Angebotsgebühr und einen höhere Verkaufsprovision verlangt.

Dazu mal ein Beispiel. Vor dem 19. Oktober hat ein privater Verkäufer ein Taschenbuch als Auktion zum Startpreis von einem Euro angeboten und verlangte dabei Versandkosten von einem Euro (Büchersendung 85 Cent + Verpackung 15 Cent). Wenn das Buch dann tatsächlich für einen Euro verkauft wurde, bekam der Verkäufer 2,00 Euro. Von diesen 2,00 Euro bezahlte er 1,00 Euro Versandkosten und 8 Prozent eBay-Verkaufsprovision, also 8 Cent. Macht einen "Gewinn" von immerhin 92 Cent.

Nun sieht die Rechnung so aus: Der Verkäufer kalkuliert die Versandkosten in den Artikelpreis ein und setzt als Startpreis 2,00 Euro an. Wenn der Artikel nun für zwei Euro verkauft wird, dann zahlt der Verkäufer wie gehabt einen Euro davon als Versandkosten. Außerdem muss er aber eine Angebotsgebühr von 45 Cent berappen und statt 8 Cent Verkaufsprovision nun 16 Cent. Unterm Strich zahlt so der Käufer das Gleiche, nämlich 2 Euro. Aber der Verkäufer macht nun nicht mehr 92 Cent "Gewinn", sondern nur noch 39 Cent!

Natürlich ist auch der Fall denkbar, dass sich kein Käufer findet. Im ersten Fall passiert nichts: Der Verkäufer hat keine Kosten und verliert nichts. Im zweiten Fall muss der Verkäufer aber nun Angebotsgebühr zahlen und macht also 45 Cent Verlust!

Anderer Fall: Der Verkäufer bietet einfach weiter zum Startpreis von einem Euro an und der Artikel geht auch zu dem Preis weg. Dann kostet das den Verkäufer 1,00 Euro Versandkosten plus 8 Cent Verkaufsprovision - er ist also sein Buch los und zahlt noch 8 Cent drauf.

Nachteile für Käufer

In den Beispielen oben gibt es auf den ersten Blick keinen Unterschied für den Käufer: Er zahlt insgesamt zwei Euro für das Buch, ihm ist egal, was davon Artikelpreis und was Versandkosten sind.

Aber auch der Käufer ist benachteiligt, wenn er nämlich zwei Bücher kauft: Dann kostet ihn das in dieser Konstellation vier Euro. Nach der alten Regelung gaben die meisten Verkäufer einen Versandrabatt für jeden weiteren gekauften Artikel. Hier könnte das so aussehen: Der Käufer zahlte zwei Mal einen Euro Artikelpreis plus einen Euro Versandkosten - insgesamt also nur drei statt vier Euro!

Verkäufer umgehen den eBay-Zwang

Verständlicherweise wollen sich einige Verkäufer dem Zwang weder beugen, noch eBay den Rücken kehren.

Denen bleiben dann zwei Möglichkeiten: Sie stellen ihre Artikel in der falschen Kategorie ein oder sie verlangen innerhalb der Artikelbeschreibung dann doch noch Versandkosten. Bei beiden Methoden riskieren sie, dass die Angebote gelöscht und/oder sie von eBay rausgeworfen werden. Die Gefahr ist allerdings ziemlich gering, denn eBay hat ja kaum noch Personal zur Kontrolle.

Für die Käufer ist das ziemlich ätzend: Die ärgern sich über die falsche Kategorisierung und darüber, dass sie nun nicht mehr vorher sehen können, was an Versandkosten verlangt wird.

Dazu als Beispiel die Angebote dieses Verkäufers:

kostenloser Versand

In der Artikelbeschreibung steht dann aber jeweils:

2 Euro Vrsandkosten

Da ist klar, dass es Ärger gibt. Übrigens habe ich hier beschrieben, wie das in solchen Fällen aussieht.

Nachteile für eBay

Auf den ersten Blick profitiert eBay von den höheren Gebühreneinnahmen. Aber das ist zu kurz gedacht: Die allermeisten privaten Verkäufer werden das nicht mitmachen und eBay verlassen - an denen verdient eBay künftig gar nichts mehr. Und gerade kleine private Verkäufer sind meistens auch treue eBay-Käufer: Werden die von eBay vergrault, gehen sie auch als Käufer verloren.

Mein Fazit

Meine Meinung kann ich in einem Satz zusammenfassen: Mit der Geschichte macht eBay einen großen Fehler, den man zweifellos bereuen wird.


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aXel Gronen
Köln, 24.10.2009
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Axel Gronen Mai 2009

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© 2009 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 24.10.2009.
Etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesem Text sind gewollt und wurden hier mit Absicht versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten oder auf eBay versteigern. Best viewed with open eyes and a human brain ver. 1.0 or above.

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