Ein Beitrag von Maja Hansen. Lebenslanges Lernen und der Weg zu sich selbst gelingen nur in Unsicherheit. Stabilität ist somit das größte Hindernis, um Lernprozesse voranzutreiben.

Nach Stabilität und Sicherheit streben die meisten von uns. Doch wenn man wirklich weiterkommen möchte, dann ist die persönliche Komfortzone nicht der richtige Aufenthaltsort. Wer lernen will, muss diesen sicheren Bereich verlassen – so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichen Studie.

Gewohnheiten und Routinen – eine mögliche Sackgasse?

Unser Alltag besteht aus gewohnten Abläufen, die uns die nötige Sicherheit im Alltag geben. Wegzudenken wäre das sicherlich nicht, denn eingeübte sich wiederholende Prozesse helfen uns ungemein. Doch mit täglichen Routinen baut sich jeder von uns die eigene sichere Komfortzone auf. Mit gewohnten Mustern und bekannten Menschen bewegen wir uns auf einem sicheren Terrain und sehen keine Notwendigkeit aus dieser Stabilität auszubrechen. Wir streben so alles andere als die Veränderung an und leben die sogenannte deutsche Vollkasko-Mentalität feierlich aus.

So erleichternd wie Gewohnheiten und Routinen auch sein mögen, Aha-Erlebnisse und Lerneffekte halten sie nicht bereit. Der Schritt aus der Komfortzone heraus erfordert Risikobereitschaft und die Möglichkeit des Scheiterns – beides Dinge, die Ungewissheit und negative Gefühle mit sich bringen. Ängste halten uns also in der Sackgasse Komfortzone gefangen. Die Angst vorm Versagen, die Angst vor Anstrengung oder die Angst vor Zurückweisung. In der Komfortzone besteht also keine Entwicklungsmöglichkeit. Und so landen Personen, die die Tür zu neuen Herausforderungen geschlossen halten, zwangsweise in einer Sackgasse. Die Chancen hinter dem Verlassen der gewohnten Routinen bleiben unentdeckt.

Sicherheit und Stabilität hindern das Gehirn am Lernen

Um das Gefühl von Kontrolle zu behalten, neigen wir eher dazu, alle unsicheren Möglichkeiten von uns fernzuhalten. Doch genau dieses Signal der Unsicherheit, das an unser Gehirn geschickt wird, wenn wir uns in unbekannten Situationen befinden, regt das Hirn zum Lernen an. Zu diesen Ergebnis kam eine Studie der Yale Universität, die in dem Magazin Neuronpubliziert wurde. Wenn wir also nie Stress zulassen oder wahrnehmen und unsicheren Situationen aus dem Weg gehen, werden wir nichts lernen – so jedenfalls die Neurowissenschaftler. Unser Gehirn schaltet ab.

Zu diesem Ergebnis kamen die Experten, indem sie ein Experiment mit Affen durchführten. Diese konnten diverse Ziele anstoßen, um als Belohnung einen Saft zu bekommen. Einige Ziele gaben nach einem bestimmten Schema das Getränk frei, während der Erfolg beim Stoßen und die Menge des Safts bei anderen Zielen nicht vorhersehbar war und variierte. Beim Durchführen dieses Tests maßen die Experten die Aktivität der Gehirne der Affen. Dabei zeigte sich ein klares Muster, denn wenn die Tiere ein Ziel einschätzen konnten, schalteten die Gehirnareale, die für das Lernen zuständig sind, ab. Bei Zielen, die die Affen im Ungewissen ließen, war das anders. Das Gehirn war die ganze Zeit über im Lernmodus.

Diese Erkenntnis ist logisch, denn wenn wir einmal den bestmöglichen Weg für etwas erkannt haben, ist das Erlernen in diesem Zusammenhang witzlos. Wir haben dann eine Stabilität erreicht. Durch diese Stabilität lernt unser Gehirn allerdings nicht mehr und wir müssen uns aktiv aus unserer Komfortzone bewegen, um das Gehirn zum Lernen anzutreiben.

Raus aus der Komfortzone, rein ins Leben

Um aber unser Leben nicht in einem gleichbleibenden Geisteszustand zu verbringen, sind Erkenntnisse und Lerneffekte nötig, damit wir uns weiterentwickeln können – sowohl beruflich als auch privat. Gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung der Arbeitswelt ist lebenslanges Lernen geforderter wie nie zuvor. Doch in kleineren Verhältnissen gedacht, gelingt uns dieser Lernprozess schon, wenn wir nach einem neuen Rezept kochen oder uns bewusst für einen anderen, unbekannten Weg zur Arbeit entscheiden. Aber auch in einem größeren Rahmen gedacht verhilft uns das Verlassen der Komfortzone dau, in das Leben zu springen. Den sicheren Hafen zu verlassen erfordert aber Mut. Eine Beförderung, die neue Aufgaben bereithält, ein unbekanntes Reiseziel, der Beginn eines neuen Hobbys – durch das Ausprobieren dieser Dinge werden wir unweigerlich lernen. Vor allem unser Selbstbild wird sich weiterformen und Schritt für Schritt lernen wir uns und persönliche Grenzen besser kennen.

Diese Ängste halten uns in der Komfortzone gefangen

In unserer Komfortzone funktionieren wir quasi im Autopilot. So erleben wir wenig Stress, keine unvorhergesehenen Ereignisse und erledigen zuverlässig unsere Aufgaben. Doch außerhalb dieser gewohnten Muster finden sich Chancen für unsere Karriere, aber auch für unser Selbstbild. Was hält uns also zurück, den Schritt aus der Komfortzone zu wagen? Laut Jochen Mai sind vor allem drei wesentliche Ängste für unseren Verbleib bei der Gewohnheit verantwortlich:

  • Die Angst vorm Versagen
    „Aber was passiert, wenn ich es nicht schaffe?“ Solche Gedankengänge können bei neuen Aufgaben zu einem Kreislauf mutieren. So drehen sich die Gedanken nur um die Risiken, die sich hinter den neuen Herausforderungen verbergen. Anstatt die Chancen zu sehen, stürzt du dich auf potentiell negative Faktoren und lässt dich von der Angst vor der Ungewissheit lahmlegen. Auch wenn neue Aufgaben beim ersten Angehen nicht funktionieren: Wenn du beruflich die Möglichkeit haben solltest, in neue Bereiche einzutauchen, solltest du es wagen und es ausprobieren.
  • Die Angst vor Anstrengung
    Komfortzone bedeutet auch Gemütlichkeit. Groß anstrengen musst du dich nicht, du erledigst die gewohnten Abläufe und Aufgaben. Nachdem alle Erwartungen erfüllt sind, gehst du am Ende des Tages nach Hause. Wenn dein Vorgesetzter dir aber neue Aufgaben zuweist, dann musst du etwas Neues lernen und dich dementsprechend auch anstrengen.
  • Die Angst vor Zurückweisung
    Dein Status auf der Arbeit basiert vor allem auf deinen Fähigkeiten und deinem Wissen. Wer sich aber in unbekanntes Terrain wagt und sich außerhalb seines Fachgebietes bewegt, läuft Gefahr, den bisherigen Status zum Negativen zu verändern. So kann es passieren, dass das Erledigen der neuen Aufgaben nicht auf Anhieb funktioniert und du so auf Ablehnung oder Unverständnis stößt.

Die Chancen außerhalb der Komfortzone

  1. Ein postives Selbstbild entwickelnV
    Das Annehmen von neuen Möglichkeiten und Angehen von Herausforderungen ist, auch wenn es oft so schwer fällt, von großer Bedeutung. Denn nur wenn du neue Dinge wagst, kannst du Erfolge erleben und unbegründete Ängste überwinden. Sogar wenn nicht alles nach Plan funktioniert: Das Bewältigen von neuen Herausforderungen ist essentiell für dein Selbstbild. So erlebst du nach dem Erledigen von Dingen außerhalb deiner Komfortzone wahre Glücksgefühle und Zufriedenheit, da du eine Herausforderung erfolgreich bewältigen konntest. Dieses positive Selbstbild kann aber nur entstehen, wenn du den Mut aufbringst, aus gewohnten Mustern auszubrechen. Auch wenn man zunächst die Aufgaben nicht zu der vollen Zufriedenheit anderer erledigen konnte, zeigst du trotzdem die Bereitschaft, dich neuen Chancen zu öffnen. Wahrscheinlich wirst du neue Seiten an dir entdecken und feststellen, was du für ungeahnte Fähigkeiten besitzt. Somit wird deine tägliche Motivation mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls positive Auswirkungen spüren.
  2. Berufliche Beförderung
    Im sicheren Hafen deiner Komfortzone bleibst du bei deinen Arbeitsbereichen, denen du täglich nachgehst. Doch nur wer neue Herausforderung und somit ein Verlassen seiner Komfortzone anstrebt, kann sich für eine Beförderung qualifizieren. Mittels neuer Aufgaben bist du in der Lage deinen Fächer an Fähigkeiten noch weiter auszugestalten und deine Qualitäten unter Beweis zu stellen.
  3. Persönliche und berufliche Ziele verwirklichen
    Um auf die Textpassage „Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?“ zurückzukommen: Ja, mach’s! Denn nur wer bereit ist, sich aus der Komfortzone rauszuwagen, kann seinen Zielen näher kommen. Wenn du dein Glück im Erreichen von Zielen in der Zukunft siehst, dann lass diesen Prozess gegenwärtig werden. Dinge können schief gehen, ja. Aber wenn du die Bereitschaft zum Scheitern nicht eingehst, wirst du deinen Zielen immer fern bleiben.

Wie verlasse ich meine Komfortzone?

Die Chancen, die das Verlassen der Komfortzone bietet, sind nicht von der Hand zu weisen. Doch ist das Entfernen von gewohnten Mustern einfacher gesagt als getan. Wenn du generell keine hohe Frustrationstoleranz haben solltest, dann beginne mit kleinen neuen Herausforderungen, die du an dich selbst stellst. So kannst du den Berg der Veränderung langsam erklimmen. Denn wer sich zu viel vornimmt, kann durch eine möglicherweise lange Lernphase schneller demotiviert werden.

Langsam, aber bestimmt kannst du dich auf den Weg zu neuen Zielen machen. Beobachte deinen Tagesablauf und entscheide dann für dich, wo du mit Veränderungen beginnen könntest. Wenn dein Vorgesetzter dir ein neues Aufgabenfeld vorschlägt, probiere es aus. Und wenn du dir nach Feierabend nicht sicher bist, ob du dich auf die Couch zurückziehen oder endlich dein Lauftraining starten sollst, dann starte mit deiner persönlichen Herausforderung. So etabliert sich womöglich schneller als du denkst eine neue Komfortzone und die neu erlernten Aufgaben im Job normalisieren sich. Also Schluss mit „Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?“

QuelleN: https://onlinemarketing.de/jobs/artikel/neurowissenschaften-we-lernen-will-muss-komfortzone-verlassen

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An dieser Stelle ganz lieben Dank an das Redaktion-Team von onliemarketing.de für die beiden Artikel aus denen ich diesen zusammen geschnitten habe. Und danke für die Erlaubnis, dass ich beide Artikel teilen darf. Credit: Niklas