Das Programm ist bereits am 5. Oktober gestartet

Durch einige Berichte in der Presse wurde kolportiert, dass demnächst das Programm Amazon Business auch in Deutschland eingeführt wird. Angeheizt wurde die Gerüchteküche durch einen Bericht bei rp-online.de. Das Programm Amazon Business ist bereits am 5. Oktober gestartet und interessierte Verkäufer können sich schon für das Händlerprogramm bewerben und registrieren. Auch Unternehmer-Käufer können sich registrieren.

Amazon Business Kontoeinrichtung

Amazon Business: Kontoeinrichtung und Unternehmen verifizieren

Worum geht es bei dem Amazon Business-Programm?

Bereits 2015 führte Amazon sein Business-Programm in den USA ein. Hier berichtete t3n.de. Es geht darum, für Unternehmen eine Beschaffungslösung zu schaffen. Das bedeutet, Unternehmer-Käufer können Ware auf Rechnung kaufen oder bekommen sogar die Möglichkeit, die Ware per Kredit zu finanzieren. Aber auch die Anbindung von externer Software, die unternehmensspezifische Beschaffungsprozesse abbildet, ist möglich.

Ist der B2B Markt denn groß?

Im Grunde geht es Amazon darum, den wesentlich größeren B2B Markt für sich zu erschließen. Denn dieser ist weit größer als der B2C Markt. 2015 verzeichnete der B2B-Versandhandel ein Plus von 32,5 % (Quelle: BEVH, Creditreform). Laut einer Hochrechnung des IFH in Köln hat das B2B-Marktsegment am gesamten E-Commerce-Volumen einen Anteil von 95 %. Das entspräche einem B2B-Umsatz von mehr als 900 Milliarden €. Bisweilen nutzen nur 14 % der Unternehmen das Internet zur Abwicklung ihres Gesamtumsatzes. (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 2013)

Das Amazon Business-Verkäuferprogramm

Ausgewählte Händler haben bereits am 5. Oktober einen Nachbericht in ihrer Seller Central gehabt. Sie wurden bereits zur Registrierung und zum Upgrade auf ein Amazon Business-Verkäuferkonto eingeladen. Amazon hat hierzu bereits eine eigene Startseite eingerichtet.

Händler können bereits Unternehmerkonten eröffnen

Auch für interessierte Unternehmer, die ihre Einkaufsprozesse über Amazon zukünftig abwickeln möchten, ist bereits eine eigene Landingpage eingerichtet. Die Funktionen, die bereits zur Verfügung stehen, sind: Bestellprozesse definieren, Unternehmenskonto verwalten, Amazon Business Analytics

Fazit:

Bemüht man einmal die Amazon-Hilfe aus der Seller Central und gibt Amazon Business ein, so erscheinen schon alle Hilfeseiten. Diese dokumentieren, dass der offizielle Start von Amazon Business unmittelbar bevorsteht.

Es war ja nun seit fast einem Jahr zu erwarten, dass Amazon auch einen Markteintritt in den lukrativen B2B-Markt sucht. Für mich überraschend ist in der Tat, dass die etablierten B2C-Marktplätze noch nicht einmal ansatzweise versucht haben, ihre eigenen Services zu verbessern oder sich einen eigenen USP zu erarbeiten. Damit wäre dann die Frage, wer am Ende den Markt gewinnt, auch nicht mehr so schwer zu beantworten. Amazon wird recht schnell die Nase sehr weit vorne haben, denn der Handelsriese wird die gleiche Metrik an den B2B-Handel legen, wie man es schon beim B2C-Handel getan hat: 100-prozentige Konzentration und Fokussierung auf den Kunden!

Jetzt hatten ja nahezu alle B2B-Anbieter bereits mehrere Jahre die Möglichkeit, den Erfolg von Amazon zu beobachten. Auch die eigentlich freundlichen Institute haben gebetsmühlenartig bereits gepredigt, dass sich der B2B-Kunde nicht wesentliche von B2C-Konsumenten unterscheidet. Da muss ich mich doch echt Fragen: Warum tut sich nichts?

Wie schlecht ist denn zum Beispiel der Auftritt von mercateo.com? Auch der hochgelobte B2B-Marktplatz contorion.de glänzt nicht. Bevor ich überhaupt einmal mir Preise anschauen kann, muss ich erst einmal das ein oder andere Fenster wegklicken. Na ja und besonders rechtssicher ist der Marktplatz auch nicht. Auf der einen Seite wird ein 30-tägiges Rückgaberecht eingeräumt aber in der Widerrufsbelehrung lese ich dann von einer Widerrufsfrist über 14 Tage. Preislich scheint auch dieser Marktplatz nicht sonderlich attraktiv zu sein.

Jetzt sind ja gerade die Veranstaltungen, die B2B thematisieren oder aber Vorträge rund um Amazon, recht gut besucht. Ich frage mich, was das Auditorium denn in solchen Vorträgen macht. Ob sie sich in der Nase bohren, oder Däumchen drehen?

Wer seit Jahren aufmerksam zuhört, der weiß, dass es nur einen Weg gibt, sein Geschäftsmodell erfolgreich am Markt zu platzieren: die Bedürfnisse des Kunden bestens erkennen und bestens bedienen. So einfach das auch zu sein scheint, so schwierig erscheint das doch für den deutschen Handel und die Hersteller zu sein.