Leichtsinn erleichtert Betrug

Jedes Jahr gibt es bei eBay mehrere Millionen Betrugsversuche, die leider in einem Großteil der Fälle erfolgreich sind. Dagegen unternimnmt eBay deutlich zu wenig: Insgesamt wurden in den letzten Jahren weltweit weniger als 10 Millionen Dollar in die Sicherheit investiert, also nur ein verschwindend geringer Bruchteil des Gesamtumsatzes. Trotzdem hat sich gerade in Deutschland einiges getan, eBays Sicherheitsteam reagiert immer schneller und scheint auch seit einiger Zeit über größere Kompetenzen zu verfügen. Offenbar muss nicht mehr jede Maßnahme von anderen Abteilungen abgesegnet werden, insbesondere die Powersellerbetreuer haben wohl kein uneingeschränktes Vetorecht mehr.

Aber alle Maßnahmen eBays laufen ins Leere, wenn nicht wenigstens einige elementare Vorsichtsmaßregeln beachtet werden! Dazu ein aktueller Fall:

Plasma-TVDas eBay-Mitglied dienachtigal_46 hat vier Plasma-Fernseher angeboten und dafür einen Gesamtauktionserlös von 3.636,- Euro erzielt - zuzüglich über 200 Euro Versandkosten. Bei einem derartigen Angebot von jemandem, der seinen Account gerade erst angemeldet hat und noch über keine einzige Bewertung verfügt, sollte und darf man sehr misstrauisch sein. Die Bieter ließen sich davon aber nicht abschrecken - und hatten offenbar auch keine Probleme damit, dass hier ausdrücklich keine Selbstabholung, Lieferung per Nachnahme oder die Nutzung des Treuhandservice angeboten wurde. Ein weiteres Problem wurde den Bietern erst nach dem Kauf bekannt: Der (angebliche) Inhaber des eBay-Accounts ist ein Mann aus Friedberg in Hessen, das Geld sollte aber auf das Konto einer Frau aus dem sächsichen Dresden überwiesen werden.

Auch das schreckte aber wohl nur einen der Bieter ab - die anderen überwiesen brav und warten natürlich nun vergeblich auf ihre Ware. eBay hat den Account gesperrt - aber wohl nicht mehr rechtzeitig für alle. Übrigens: Vermutlich fiel dieser Betrugsversuch vielen eBay-Mitgliedern schon während der Laufzeit der Angebote auf - sie konnten aber keine Bieter warnen, denn die Auktionen waren auf "privat" gestellt und daher die Bieter nicht einsehbar.

Eines der Opfer hat gründlich recherchiert und nun einiges über die Hintergründe erfahren. Offenbar ging das Geld auf das Konto einer 15-jährigen Schülerin, die wie ihre Eltern von Sozialhilfe lebt. Diese Familie hatte man einer schön konstruierten Story dazu gebracht, das auf dem Konto eingehende Geld abzüglich einer Provision über Western Union bar an den eigentlichen Betrüger zu transferieren - dessen Identität der Familie vermutlich nicht bekannt ist und der nun wohl auch nicht ermittelt werden kann.

Diese Familie ist nun natürlich in ernsten Schwierigkeiten: Sie ist verpflichtet, das Geld zurückzuzahlen - auch wenn sie hier selber eher auf der Opferseite ist. Aber es gibt nunmal mehrere einschlägige Urteile, nach denen man auch für Gelder haftet, die angeblich oder tasächlich für Dritte bestimmt sind.

Bei derartigem Leichtsinn ist natürlich auch eBay machtlos. Immerhin hilft hier eBays Käuferschutz und wird wohl 175 Euro des jeweiligen Schadens ausgleichen...

Axel Gronen
30.09.2004

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© 2004 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 30.09.04.
Etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesem Text sind gewollt und wurden hier mit Absicht versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten oder auf eBay versteigern. Best viewed with open eyes and a human brain ver. 1.0 or above.

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