Was ändert sich 2010 bei eBay?

Prognosen haben eine unangenehme Eigenschaft: Sie können falsch sein und dann den Urheber blamieren. Trotzdem will ich einen Blick in die Zukunft eBays wagen.

Umsatz und Gewinn

Ich glaube, dass eBays Umsatz und Gewinn in diesem Jahr nur leicht wachsen wird. PayPal wächst und ist sehr gewinnbringend, eBays Kerngeschäft dagegen kriselt weiter. Amazon wird sich deutlich besser entwickeln, als eBay.

PayPal-Pflicht

Schon jetzt kommen gewerbliche Verkäufer kaum umhin, PayPal als Zahlungsmethode zu akzeptieren. Dieser Zwang wird weiter ausgebaut - allerdings nur für gewerbliche Verkäufer, private Verkäufer werden nur ausnahmsweise PayPal akzeptieren müssen.

Kostenloser Versand

eBay wird in weiteren Kategorien den für Käufer kostenfreien Versand erzwingen. Das kommt großen gewerblichen Verkäufern entgegen, die mit ihren Versandunternehmen gute Konditionen ausgehandelt haben. Private und kleine Verkäufer sind die Leidtragenden: Bei denen gehen die hohen Standardversandkosten von den Erlösen ab und machen in einigen Bereichen den Verkauf über eBay unmöglich.

Bei eBay hat man inzwischen erkannt, dass der Zwang zu kostenlosem Versand insbesondere bei Büchern völliger Blödsinn ist: Die Auktionen haben sich in dem Bereich nahezu halbiert.

Besondere Vorteile sind nicht erkennbar, die "Nebenwirkungen" sind katastrophal:

  • Viele private Verkäufer haben eBay verärgert verlassen und gehen dann auch als eBay-Käufer verloren.
  • Andere Verkäufer ignorieren das Verbot und schreiben in ihrer Artikelbeschreibung, dass doch Versandkosten verlangt werden und/oder dass nur die Selbstabholung kostenlos ist. Das verärgert potenzielle Käufer, denn man muss nun vor jeder Gebotsabgabe erst einmal die Artikelbeschreibung gründlich lesen, die Preisübersichten sind wegen der unklaren Versandkosten unbrauchbar. eBay wiederum kann mangels Personal nicht gegen solche Umgehungen des Versandkostenverbots vorgehen.

eBay könnte ganz leicht gegensteuern: Dazu müssten einfach nur (private) Auktionen vom Zwang zum kostenlosen Versand ausgenommen werden. Dazu müsste eBay aber eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben...

eBays Bewertungssystem

Eigentlich gibt es nur eine wichtige Bewertung, die ein Käufer abgeben muss: Würde er bei dem Verkäufer noch einmal kaufen bzw. würde er den Verkäufer weiter empfehlen? Alle anderen Fragen und insbesondere die Detaillierten Verkäufer-Bewertungen sind nur Hilfsmittel bei der Beantwortung dieser einen zentralen Frage. eBay wird daher auf den Net Promoter Score (NPS) noch mehr Wert legen und den NPS eventuell sogar explizit abfragen.

Verkäufer mit einem hohen NPS werden von eBay bevorzugt werden: Die zahlen weniger Gebühren und ihre Angebote werden vorne platziert - so wie heute bei den Verkäufern mit Topbewertung.

Ich finde, eBay sollte das Bewerten unkomplizierter und weniger aufwändig machen. Viele Käufer sind inzwischen vom Bewertungsaufwand genervt und wissen nicht, dass z.B. die Detaillierten Verkäuferbewertungen keine Pflicht sind. Pflicht sind nur die Kommentare bei einer Bewertung - warum eigentlich? Die werden bei gewerblichen Verkäufern ohnehin kaum gelesen...

Gleiche Spielregeln für alle?

Früher war einer der wichtigsten eBay-Grundsätze, dass für alle die gleichen Spielregeln gelten: So mussten z.B. früher kleine Gelegenheitsverkäufer die gleichen Gebühren bezahlen, wie die größten und weltweit agierenden PowerSeller.

Diesen Grundsatz hat eBay über Bord geworfen. Große gewerbliche Verkäufer und insbesondere Markenhersteller müssen sich nicht an alle Regeln halten und zahlen natürlich auch weniger eBay-Gebühren, als Otto Normalverkäufer.

Beliebteste Artikel und WOW!-Angebote

Der große Erfolg der eBay WOW!-Angebote zeigt es: Gute Angebote zum Schnäppchenpreis sind nicht nur für Käufer und betroffene Verkäufer ein Gewinn, sondern letztlich auch für die Plattform eBay und damit alle anderen Verkäufer. Es wird auch 2010 viele WOW!-Angebote geben.

Leider hat sich ein anderes Konzept nicht so bewährt: Die Sortierung nach "Beliebteste Artikel" ist technisch mangelhaft, es werden keineswegs immer die guten und interessanten Angebote vorne angezeigt.

Ich denke, eBay wird weiter daran basteln - aber es wird keine richtig gute Lösung mehr kommen. Vermutlich ist das Thema einfach zu komplex für technische Algorithmen, da müssten wie bei den WOW!-Angeboten Menschen eine Auswahl treffen. Dazu wären Kategorie-Manager ideal - aber die wurden von eBay alle gefeuert.

Gebührenänderung

eBay wird die Gebühren zwar ändern, aber unterm Strich wohl nicht erhöhen: Preiserhöhungen wären derzeit nicht durchsetzbar, viele Verkäufer würden eBay einfach verlassen. Gebührensenkungen könnte es vor allem für große gewerbliche Verkäufer und für (kleine) private Verkäufer geben. Z.B. könnten für fünf private Auktionen pro Monat unabhängig vom Startpreis keine Angebotsgebühren berechnet werden - wie in den USA.

Frust und Kritik wachsen

2010 wird sicher ein schweres Jahr für eBay: Durch die Entlassung der meisten Mitarbeiter spart man zwar Geld, aber unseriöse Verkäufer haben mit Betrug und Abzocke nun bessere Chancen. eBay wird die Einhaltung der vielen Regeln und Grundsätze kaum noch kontrollieren können, was nicht nur die Käufer verärgert, sondern auch die seriösen Verkäufer: Die halten sich an die Regeln und ärgern sich über unfaire Mitbewerber.


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© 2010 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 04.01.2010.
Etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesem Text sind gewollt und wurden hier mit Absicht versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten oder auf eBay versteigern. Best viewed with open eyes and a human brain ver. 1.0 or above.

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