Kaum Ansporn: eBays neues Prämienprogramm

Ich halte das neue PowerSeller-Prämienprogramm, das im April 2008 eingeführt werden soll, für problematisch: Die weitaus meisten PowerSeller werden davon nicht profitieren.

Zunächst einmal habe ich heute die detaillierten Verkäuferbewertungen (DSRs) von 1.262 zufällig ausgewählten Verkäufern mit mehr als 1.000 Bewertungspunkten untersucht. Nur 23,8 Prozent davon haben das schlechteste DSR über 4,6 liegen, einen Wert von über 4,8 erreichen sogar nur 1,6 Prozent.

Um Preisnachlässe aus dem PowerSeller-Prämienprogramm zu bekommen, muss aber noch eine weitere Voraussetzung erfüllt sein: Die PowerSeller müssen in mindestens 80 Prozent ihrer Angebote PayPal als Zahlungsweise anbieten.

Das heißt also: Derzeit qualifizieren sich nur rund 12 Prozent aller PowerSeller für die Prämienstufe 1, wenn man davon ausgeht, dass heute etwa die Hälfte aller gewerblichen Verkäufer PayPal als Zahlungsweise anbietet. Für die Prämienstufe 2 qualifizieren sich sogar weniger als 1 Prozent aller PowerSeller!

Nach dem derzeitigen Stand profitieren also nur sehr wenige vom Prämienprogramm. Die Frage ist nun: Lohnt es sich, seine Geschäftspolitik zu ändern, um in den Genuss der Preisnachlässe zu kommen?

Dazu müssen die meisten Verkäufer zunächst mal die Versandkosten senken. Das wird sich nur dann auszahlen, wenn a) ihr DSR für die Versandkosten nicht jenseits von gut und böse ist und b) die verkauften Artikel hochpreisig sind. Wer heute wesentliche Teile seines Umsatzes mit den Versandkosten erwirtschaft, wird von einem Preisnachlass bei der Verkaufsprovision nicht genug profitieren, um damit die Versandkosten senken zu können.

Neben dem Versandkosten-DSR ist natürlich auch wichtig, ob PayPal als Zahlungsmethode angeboten wird. Wer das nur tut, um sich für eBays Prämienprogramm zu qualifizieren, der sollte sich die Tabelle unten genau ansehen.

Ich habe für diese Tabelle angenommen, dass man ein Silber-Powerseller (mindestens 10.000 Euro Monatsumsatz) mit DSR-Werten über 4,6 ist und damit im Prämienprogramm 1 einen Preisnachlass von 22 Prozent auf die Verkaufsprovision bekommt. Bei den PayPalkosten berechne ich 35 Cent Grundkosten plus 1,2 Prozent Umsatzprovision, diese Konditionen bekommt man automatisch bei mehr als 5.000 Euro PayPal-Monatsumsatz.

Die Verkaufsprovisionen richten sich nach den Kategorien: In vielen Kategorien bleiben die Verkaufsprovisionen so, wie sie sind (in der Tabelle: alt). Dann gibt es die Technik-Kategorien, dort sinkt die Verkaufsprovision bei den hochpreisigen Artikeln - zum Beispiel in der Kategorie Audio & Hi-Fi (A&H). Und dann gibt es Kategorien, in denen die Verkaufsprovisionen steigen - z.B. bei Büro & Schreibwaren (B&S).

In der ersten Spalte stehen die Verkaufs- bzw. Artikelpreise. Die Spalten zwei bis vier geben in Euro an, wieviel man dank des Prämienprogramms bei der Verkaufsprovision einspart. Und die letzte Spalte gibt an, wieviel es kostet, wenn mit PayPal bezahlt wird.

Preis alt A&H B&S PayPal
1
0,01
0,02
0,02
0,36
2
0,02
0,03
0,03
0,37
5
0,06
0,08
0,08
0,41
10
0,11
0,15
0,15
0,47
20
0,22
0,31
0,31
0,59
50
0,55
0,77
0,77
0,95
100
1,10
1,10
1,21
1,55
200
1,87
1,76
2,09
2,75
500
4,51
3,74
4,73
6,35
1.000
6,71
4,84
6,93
12,35

Auf den ersten Blick würde das heißen, dass es nicht lohnt, PayPal als Zahlungsmittel anzubieten: Die Kosten pro Artikel sind immer höher, als die Ersparnis aus eBays Prämienprogramm.

Aber nicht jeder nutzt PayPal für die Zahlung! Wenn nur jeder zweite nicht per PayPal bezahlt, dann lohnt sich die Geschichte meistens bei Artikeln ab 20 Euro.

Also:

Wenn Sie die Versandkosten senken müssen, um ein DSR >4,6 zu erreichen, dann sehen Sie in den Spalten zwei bis vier, was Ihnen das pro Artikel bringen kann. Verkaufen Sie beispielsweise Artikel mit Durchschnittspreisen um die 100 Euro, dann können Sie die Versandkosten kostenneutral je nach Kategorie zwischen 1,10 und 1,21 Euro senken - wenn Sie damit in das Prämienprogramm kommen. Bei durchschnittlichen Artikelpreisen unter 100 Euro wird es in der Regel nicht lohnen, die Versandkosten zu senken.

Das Anbieten von PayPal als Zahlungsmittel lohnt sich, wenn Ihr Versandkosten-DSR schon heute über 4,6 liegt und die durchschnittlichen Artikelpreise über 20 Euro liegen.

Meine Rechnung beruht auf einem sehr einfachen Modell und berücksichtigt weitere unkalkulierbare, aber unstreitige Effekte nicht:

  • Wenn Sie die Versandkosten senken, steigen Ihre Umsätze.
  • Wenn Sie zusätzlich PayPal als Zahlungsweise anbieten, steigen Ihre Umsätze.
  • Ihre Kosten für den Versand und für PayPal sinken, wenn ihre Käufer mehrere Artikel auf einmal bestellen.

Insgesamt glaube ich, dass das Prämienprogramm nur ein mäßiger Ansporn ist, die Geschäftspolitik zu ändern: Insbesondere lohnt es nur bei hochpreisigen Artikeln, die Versandkosten zu senken.


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